22.01.2018: Lang ist es her, dass ich einen Ausflugstipp vorgestellt habe, aber heute ist es wieder soweit! Viele werden möglicherweise noch nie dort gewesen sein, denn Eisenstadt liegt ganz im Osten von Österreich und daher teilweise nur mit einer ziemlichen Anfahrtsstrecke zu erreichen (Salzburg gut 3 h, Bregenz knapp 6,5 h).
Eisenstadt
Begleiten Sie mich auf meinem Spaziergang durch diese kleine Stadt.
Haydnkirche (Bergkirche)
Fürst Paul I. Esterházy ließ die Wallfahrtskirche „Maria Heimsuchung“ im 18. Jahrhundert errichten. Die heutige Kirche ist jedoch nur ein kleiner Teil der geplanten Kirche, dennoch empfiehlt sich ein Besuch, da man auf der Empore die berühmte Haydn-Orgel bewundern kann.
Manche von Ihnen kennen vielleicht die Geschichte, dass lange Jahre der Kopf des verstorbenen Genies verschollen war. Wer mehr über diese Geschichte lesen möchte, kann das auf der Seite vom Eisenstadt Tourismus machen.
Wir gehen weiter die Esterházystraße hinunter und erblicken das
Schloss Esterházy
Es handelt sich um eines der schönsten Barockschlösser Österreichs und ist die einstige Fürstenresidenz der Esterházys (Mitte 17. Jhdt). Im Schloss zu finden ist unter anderem der Haydnsaal, einer der schönsten und akustisch besten Konzertsäle der Welt.
Vorbei am Schloss machen wir (vielleicht) einen kleinen Halt bei der netten gegenüberliegenden Vinothek und gehen dann weiter die Hauptstraße hinunter, wo wir im letzten Drittel nach rechts zur Domkirche abbiegen.
Stadtpfarrkirche zum Heiligen Martin
Erste Erwähnung findet man bereits Mitte 13. Jhdt. („Capella Sancti Martini de minori Martin“), wobei kurz vor 1500 das Haupthaus fertiggestellt wurde. Das Gotteshaus unterliegt im Laufe der Jahrhunderte dem jeweiligen Zeitgeschmack (romanisch, gotisch, barock – Regotisierung kurz nach 1900). Mitte der 1960er Jahre war übrigens der nicht ganz unbekannte Halleiner Bildhauers Jakob Adlhart beim Umbau beteiligt.
Um nur 2 Beispiele seiner anderen Arbeiten zu nennen:
• Die Sandsteinadler beim Schloss Kleßheim
• Die Maskenskulptur beim Kleinen Festspielhaus
Kurz nach der Jahrtausendwende wurde der Dom dem modernen Geschmack angepasst. Ob das gefällig ist oder nicht – das muss jeder für sich entscheiden.
St. Martin ist der Schutzpatron des Eisenstädter Doms, des Bistums Eisenstadt und des Burgenlandes. Diese Statue wurde ursprünglich von Jakob Adlhart für das Presbyterium der Kuppel geschaffen. Der heilige Martin wird entweder als römischer Soldat zu Pferd oder wie hier als Bischof dargestellt. Beide Darstellungsformen zeigen immer auch einen Bettler, der Christus selbst ist, um Martin zu testen.
Dombastei oder Pulverturm
Direkt hinter dem Dom machen wir einen kleinen Abstecher (Rochusstraße) und sehen einen kleinen Rest der Verteidigungsanlagen, die in zwei Türken-Kriegen Eisenstadt geschützt hatten. Die Dombastei ist eine von nur 2 noch erhaltenen Anlagen dieser Art.
Wieder zurück Richtung St. Martin gehen wir über die Hauptstraße, vorbei an Bürgerhäusern mit interessanten Details direkt weiter zur nächsten schönen Kirche.
Franziskaner Kirche und Kloster
Die Minoritenkirche in der damaligen Klostergasse wurde kurz vor 1400 gegründet.
Bereits 130 Jahre später wurde sie von den Türken zerstört und es sollte weitere 100 Jahre dauern, bis Graf Nikolaus Esterházy sie wieder aufgebaut hat. Sie ist dem Hl. Erzengels Michael geweiht. Besonders schön ist die Rokoko-Kanzel; die Reliefs stellen die Fisch- und die Vogelpredigt des Hl. Franziskus dar.
Man kann auch Teile des Klosters samt Diözesan-Museum besichtigen, was ich bei meinem Besuch leider aus Zeitgründen nur sehr kurz machen konnte.
Im Ost-Trakt des Klosters befindet sich übrigens die fürstliche Gruft.
Nur wenige Schritte weiter befindet sich das
Haydn-Haus
Das ehemalige Wohnhaus des Komponisten und Musikers beherbergt heute ein Museum. Joseph Haydn bewohnte es über 12 Jahre lang während er als Hofmusiker bei der Familie Esterházy angestellt war. Wie auch bei Mozart wurde seine musikalische Begabung bereits in Kindertagen entdeckt.
Der bedeutendste Schüler Haydns war mit Sicherheit Ludwig van Beethoven. Zu Haydns Werken zählen u.a. das Oratorium „Die Schöpfung“ und die Komische Oper „Il mondo della luna”.
Fast jeder wird jedoch die Melodie zu „Gott erhalte Franz den Kaiser“ kennen. Eine Hymne, die bis zum Ende der Habsburger Monarchie ein Stück Österreich war.
Weiter geht es wieder in Richtung Fußgängerzone zur
Rathaus Galerie
Hier finden regelmäßig Ausstellungen zu unterschiedlichsten Themen statt. Die Ursprünge des Gebäudes stammen von 1560. Die Wandmalereien zwischen den Fensterreihen sind zwar am Bild nicht gut zu erkennen, dennoch sind sie wunderschön. Sie stellen einerseits die Tugenden dar: Treue, Hoffnung, Mildtätigkeit, Gerechtigkeit, Weisheit, Stärke, Mäßigkeit; andererseits biblischen Szenen: Salomonisches Urteil, Judith und Holofernes sowie König Salomon und die Königin von Saba.
Nun lassen wir aber die Innenstadt hinter uns und wenden uns dem großen Schlosspark zu.
Schlosspark und Maschinenteich
Der fast 50 ha große Park war im 19. Jahrhundert einer der bedeutendsten Landschaftsgärten und gehört heute zu den bedeutendsten gartenarchitektonischen Anlagen in Österreich; er steht unter Denkmalschutz.
In dem überraschend schönen Gebäude zwischen Park und Freibad ist der Aufstellungsort der ersten Watt’schen Dampfmaschine, die der Bewässerung des Gartens diente. Damals ein Zeichen der Zukunft des Industriezeitalters!
Orangerie
Dieses weitläufige Gebäude wird heute für Veranstaltungen genutzt. Ein würdiger Rahmen, wie ich selbst feststellen durfte.
Leopoldinentempel
Mit dem Bau dieses Tempels wurde vor genau 200 Jahren auf dem künstlichen Hügel begonnen. Das runde Gebäude mit 19 Säulen verziert enthielt die Statue der „Principessa Leopoldina Esterházy“; heute steht dort eine Kopie. Das Kunstwerk wurde vom berühmten italienischen Bildhauer Antonio Canova erschaffen.
Dessen Museum befindet sind im Veneto und ist absolut einen Besuch wert!
Nun sind wir wieder auf der Rückseite von Schloss Esterházy angekommen und unser Rundgang neigt sich dem Ende zu.
Sie wundern sich vielleicht, warum ich über Eisenstadt berichte?!
Das ist leicht erklärt: obwohl ich geborene Salzburgerin bin, fließt in mir 100 % Burgenländer-Blut!
Wem das zuviel Kultur ist, der lässt sich vielleicht Ende Juni in Kleinhöflein zum Winzerkirtag verführen. Im Stadtteil St. Georgen sind generell zahlreiche Heurige zu finden. Da ist bestimmt für jeden das Passende dabei.
Das sind – finde ich – gute weitere Gründe, Eisenstadt einen Besuch abzustatten.
Ich selbst habe übrigens im Weinhaus Eva-Maria Wagner genächtigt; bei einer Winzerin, die charmante Zimmer anbietet und ebenso Wein von guter Qualität.
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